Mathematischer Ort des Monats November 2025
Grab von Erna Weber in Berlin-Karlshorst
von Wolfgang Volk
 
Erna Weber
Grab von Erna Weber
 
Auch wenn die Grabstätte von Erna Auguste Luise Weber auf dem Friedhof in Karlshorst (postalische Adresse: Robert-Siewert-Str. 67, 10318 Berlin) inzwischen eingeebnet wurde (vom Autor am 13. August 2023 festgestellt) soll diese als mathematischer Ort zu Dokumentationszwecken auch beschrieben werden. Die Grabplatte ist schlicht gestaltet und nennt lediglich den ersten Vornamen (Rufnamen), den Nachnamen sowie die Datumsangaben ihrer Geburt und ihres Todes. Das Grab befand sich an der norsöstlichen Ecke des Gräberfeldes W8. (Dies ist das zweite Gräberfeld westlich des Weges vom Haupteingang des Friedhofs zur Kapelle.)
Erna Weber wurde am 2. Dezember 1897 im damals noch selbständigen Charlottenburg geboren, besuchte daselbst bis 1914 das Königin-Luise-Lyzeum, konnte aber erst 1919 ihre Abiturprüfung ablegen. Ab 1920 studierte sie Mathematik, Physik und Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und schloss im Jahr 1925 ihr Studium mit der Promotion bei Max von Laue ab.
Im Jahr 1931 trat sie eine Anstellung am 1927 gegründeten Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik, das die wissenschaftliche Legitimation für die nationalsozialistische Rassenpolitik lieferte, an. Im Jahr 1935 erschien ihr Buch „Einführung in die Variations- und Erblichkeits-Statistik“. Im gleichen Jahr trat sie eine Stelle beim Julius-Springer-Verlag an.
Im Jahr 1937 trat sie eine Stelle am Thüringischen Landesamtes für Rassewesen in Weimar an. (Zuletzt war sie Leiterin der Statistischen Abteilung der Außenstelle „Lehre und Forschung“ in Jena. Im März 1940 erhielt sie einen Lehrauftrag für biologische Statistik an der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Jena. Im Februar 1945 konnte sie sich schließlich habilitieren und die Lehrerlaubnis erwerben. Doch bereits im Dezember 1945 wurde sie als früheres Mitglied der NSDAP in Jena entlassen. Gesuche der Fakultät für ihre Weiterbeschäftigung wurden abgelehnt. In der Folge arbeitete sie in Jena bei den Firmen Schott und Jenapharm sowie am Thüringischen Veterinäruntersuchungs- und Tiergesundheitsamt. Dort leitete sie bis zum Ende des Jahres 1951 die statistische Abteilung. Am 1. Januar 1952 durfte Weber als Dozentin für das Fach naturwissenschaftliche und medizinische Statistik an das Institut für angewandte Mathematik der Universität Jena zurückkehren und wurde dort zum 1. April 1954 als Professorin mit Lehrauftrag berufen.
Im 1957 folgte sie einem Ruf an die Humboldt-Universität zu Berlin, wo sie bis 1962 als Professorin mit vollem Lehrauftrag für mathematische Statistik tätig war. Seit 1960 leitete sie zusätzlich die Abteilung Statistik am Institut für angewandte Mathematik und Mechanik der Akademie der Wissenschaften in Berlin.
Abschließend sei noch angemerkt, dass Erna Weber folgende Ehrungen zuteil wurden:
 

Referenzen

[1]   Renate Tobies: Weber, Erna Auguste Luise, in: Neue Deutsche Biographie 27 (2020), S. 487-488
[2]   Anette Vogt: Weber, Erna, in: Wer war wer in der DDR?, 5. Ausgabe, Band 2, Christian Links Verlag, Berlin, 2010, ISBN 978-3-86153-561-4
[3]   Wikipedia: Erna Weber
 

Bildnachweis

Grab   Wolfgang Volk, Berlin, Juli 2014