Mathematischer Ort des Monats Januar 2025
Gräber für Ilppo Simo Louhivaara und Jürgen Tippe in Berlin-Dahlem
von Wolfgang Volk
 
Dem Ansatz, möglichst alle Grabstätten von Mathematikern oder mit mathematischem Bezug auf einem Friedhofs gemeinsam zu beschreiben, stehen mehrere Sachverhalte entgegen: Zum einen können sich durchaus Änderungen ergeben, zum anderen kann man nicht davon ausgehen, dass alles Wissen um solche Gräber bereits vollständig vorliegt. Außerdem kann es letztlich vernünftig sein, eine thematische Aufteilung vorzunehmen, damit die Komplexität der Ausführungen nicht über Gebühr herausfordernd ist.
So ist als mathematischer Ort des Monats Oktober 2018 bereits das Grab des im Jahr 1974 verstorbenen Mathematikers Alexander Dinghas beschrieben worden, das sich ebenfalls auf dem Dahlemer Waldfriedhof befindet und noch immer existiert. Dieses ist im Lageplan dieses Friedhofs (siehe weiter unten) ebenfalls ausgewiesen, wie auch das Urnengrab des Geodäten Dieter Lelgemann, dessen Beschreibung einem künftigen Beitrag vorbehalten bleiben soll.
Grab I. S. Louhivaara
Grab für Ilppo Simo Louhivaara
 
Die Grabstätte für Ilppo Simo Louhivaara und Waltraud Schulz befindet sich im Gräberfeld 002 und besitzt dort die Nummer 233.
I. S. Louhivaara wurde in Helsinki geboren, studierte dort ab 1945 Mathematik und wurde zehn Jahre später bei Rolf Levanlinna (1895-1980) promoviert. Seit 1958 lehrte er als Professor an der Universität von Helsinki. Zudem war er seit 1967 Rektor der Universität Jyväskylä im Norden Finnlands und baute dort die mathematische Fakultät auf [2]. 1977 nahm I. S. Louhivaara eine Mathematikprofessur an der Freien Universität Berlin an und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung.
Wie sein Doktorvater R. Nevanlinna international, war auch I. S. Louhivaara mehr auf nationaler Ebene im Umfeld der Internationalen Mathematischen Union (IMU) und den von ihr ausgerichteten Internationalen Mathematikerkongressen (ICM) engagiert. So organisierte er in den Jahren 1962, 1966, 1970 und 1974 Satellitenkonferenzen. Von einer Kandidatur auf die Präsidentschaft ab 1978 trat er jedoch wegen seines Wechsels nach Berlin zurück.
Grab J. Tippe
Grabstätte für Jürgen Tippe und dessen Angehörigen
 
Die Grablage der Grabstätte der Familie Tippe lautet Feld 004 - 466, sie befindet sich im südwestlichen Teil des Friedhofareals.
Im Zusammenhang mit der Hochschulreform, deren Entwicklung sich Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vollzog, wurden unter anderem Fachschulen und Ingenieurschulen zu Fachhochschulen – so wie sie noch heute bekannt sind – zusammengefasst. Dieser Umbruch war auch der Startpunkt für die Karierre des Jürgen Tippe, der nach dem Abitur 1953 Mathematik studierte – zunächst ein Jahr an der Humboldt-Universität später an der Freien Universität. Sein Studium schloss er 1960 mit einer Diplomarbeit über Fixpunktsätze in topologischen Räumen ab, die von Alexander Dinghas betreut wurde. In der Folge promovierte er beim gleichen Professor über das Thema „Zur isoperimetrischen Eigenschaft der Kugel in Riemann'schen Räumen konstanter positiver Krümmung“.
1971 wurde nun Jürgen Tippe zum Rektor der neugegründeten Technischen Fachhochschule im westberliner Bezirk Wedding bestellt. Diese wurde inzwischen zweimal umbenannt und heißt heute Berliner Hochschule für Technik (BHT). In ähnlicher Funktion – nämlich als Gründungspräsident der heuigen Hochschule für Technik und Wirtschaft (htw) in Berlin-Karlshorst war er von 1989 bis 1994 tätig [3]. Weitere Details können seinem Nachruf [1] entnommen werden.
Der nachstehende genordete Plan des Dahlemer Waldfriedhofs weist die jeweilige Lage der Gräber der drei Mathematiker Alexander Dinghas, Ilppo Simo Louhivaara und Jürgen Tippe sowie des Urnengrabs für den Geodäten Dieter Lelgemann aus. Die wiedergegebenen topografischen Strukturen (Wege und Gebäude) sind OpenStreetMap entnommen und insbesondere die Wege gezwungenermaßen unvollständig.
Lageplan des Waldfriedhofs Dahlem
Lageplan des Waldfriedhofs in Dahlem
 

Referenzen

[1]   Wolfgang Jahnke: Jürgen Tippe – Wegbereiter der modernen, praxisorientierten Ingenieurausbildung, Weltexpress, 31. August 2009
[2]   Wikipedia: Illpo Simo Louhivaara
[3]   Wikipedia: Jürgen Tippe
 

Bildnachweis

alle Bilder   Wolfgang Volk, Berlin, März 2024